Übertreibt die Psychologie ihre Naturwissen­schaftlichkeit?

Themenblock: »Wissenschaft«

Referent_in: Wolfgang Maiers

Tag: Mittwoch, 17.9.2014, Beginn: 13:30 Uhr, Dauer: 2 Std.

Jenseits des Naturalismus

Grundsatzkritiken an der traditionellen Psychologie führen deren naturalistische Verfehlung immer wieder auf ihre begrifflich-methodologische Fehlorientierung an den Naturwissenschaften zurück. Im historisch-kritischen Rückblick auf relevante Entwicklungsabschnitte der Psychologie zeigen sich hingegen systematische epistemologische Abweichungen von den erklärten Musterwissenschaften. Die Mainstream-Psychologie wie ihre (gängige) geistes- oder kulturwissenschaftlich fundierte Kritik verpassen gleichermaßen die Historisierung der Naturwissenschaften und dogmatisieren stattdessen – affirmativ oder abstrakt negierend – überholte Natur- und Determinismuskonzeptionen des Mechanizismus samt seiner erkenntnistheoretischen Subjekt-Objekt-Trennung.

Dagegen steht der dialektisch-materialistische Rationalitätstypus (Zelený) eines Erkenntnisprogramms der Psychologie, in dem über die konsequente Historisierung aller Seins- und Denkformen die traditionell-psychologische Naturalisierung des Menschen nicht nur ideologiekritisch zurückgewiesen, sondern durch ein konkret-historisches Verständnis der Natürlichkeit und Gesellschaftlichkeit menschlicher Subjektivität in ihrer wissenschaftlichen Verkürztheit überwunden wird.

Die Veranstaltung richtet sich vorzugsweise an Studierende mit Grundkenntnissen zur Psychologie- bzw. Wissenschaftsgeschichte und einer gewissen Vertrautheit mit marxistischer Theorie bzw. Kritischer Psychologie. Spezielle Vorkenntnisse sind nicht erforderlich.


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