Forschungs­werkstatt: kritisch-psychologische Therapie­forschung 1

Themenblock: »Praxis«

Referent_innen: Ole Dreier, Leonie Knebel, Tobias Pieper, Jochen Kalpein, Maria Hummel, Morus Markard

Tag: Freitag, 19.9.2014, Beginn: 13:30 Uhr, Dauer: 2 Std.

Diese Veranstaltung richtet sich an Personen mit Vorkenntnissen in kritisch-psychologischer Praxisforschung. Voraussetzung ist, dass alle Teilnehmenden die Exposés der Forschungsprojekte gelesen haben, damit eine fokussierte Diskussion stattfinden kann. Dazu ist eine Anmeldung bis zum 16.09.2014 erforderlich. forschungswerkstatt@kritische-psychologie.de

In dieser Werkstatt werden drei laufende kritisch-psychologische Forschungsprojekte aus dem Bereich der Psychotherapie unter dem Blickwinkel methodischer und inhaltlicher Probleme gemeinsam diskutiert. Die Forschenden sind in der Regel selbst in der Praxis tätig, die sie erforschen. Einleitend wird Morus Markard, der die Veranstaltung dann moderiert, die Widersprüche skizzieren, aus denen kritisch-psychologische Praxisforschung entstand und dabei die Frage aufwerfen, ob Klaus Holzkamps Auffassung noch aktuell ist, dass „eine radikal gesellschaftskritische Position mit einer berufsqualifizierenden Ausbildung im üblichen Sinne“ bzw. mit einer entsprechenden beruflichen Praxis in der bürgerlichen Gesellschaft nicht zu verbinden sei. Dann geht Ole Dreier auf die Bedeutung der Entwicklung der Fragestellung für die Realisierung der kritischen Potenz von Praxisforschungsprojekten ein.

Im Anschluss stellen Maria Hummel und Leonie Knebel erste Auswertungsschritte und Ergebnisse einer subjektwissenschaftlichen Therapieprozessstudie zum veränderten Problemverständnis bei verhaltenstherapeutischen Depressionstherapien vor. Sie interessiert, inwiefern ein verhaltenstherapeutisches Vorgehen gesellschaftliche Bedingungen und Denkformen depressiven Leidens mit den Betroffenen so aufschlüsseln kann, dass die Strukturen kritisierbar und veränderbar werden.

Nach einer Pause stellt Tobias Pieper seine Forschungsfrage, welche Folgen strukturelle Diskriminierung auf die individuelle Schemaentwicklung haben, vor. Auf der Basis empirischer Einzelfallanalysen einer psychotherapeutischen Ambulanz soll die gesellschaftliche Vermitteltheit erfasst werden, die in traditionellen schematherapeutischen Fallkonzeptionen ausgeblendet wird, um die Ergebnisse für die therapeutische Praxis umsetzbar zu machen.

Danach geht Jochen Kalpein anhand von Fallvignetten der Frage nach, wie bei psychotherapeutischen Kriseninterventionen mit Klienten Begründungsmuster rekonstruiert werden können. Außerdem interessiert ihn, inwieweit auch aus dem Scheitern von psychotherapeutischen Kriseninterventionen, strukturelle Verallgemeinerungen möglich sind, da dies bisher nur für die Entwicklungsfigur als erfolgreiche Problemlösung postuliert wurde.


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