Themenstrang: »Einführendes«
Referent_innen: Leonie Knebel, Tobias Pieper
Tag/Zeit: Samstag, 20.9.2014, 10:00–12:00 Uhr
Alle gegenwärtigen psychotherapeutischen Ansätze sind in gewisser Weise subjektwissenschaftlich, wenn darunter verstanden wird, am Einzelfall und dessen subjektiver Erfahrung anzusetzen. Objektive gesellschaftliche Lebensbedingungen spielen hingegen in den modernen Verhaltens-, Gesprächs-, Gestalttherapien sowie psychoanalytischen und systemischen Therapien eine untergeordnete und vernachlässigte Rolle, sodass diese aus kritisch-psychologischer Perspektive immer wieder als verkürzt kritisiert wurden. Wir möchten einführend darstellen, wie eine kritische Psychotherapie auf marxistisch-subjektwissenschaftlicher Grundlage bisher gedacht wurde und in Zukunft weitergedacht werden könnte.
Während in den 1970er Jahren dazu Ansätze entwickelt und diskutiert wurden, standen ab Mitte der 1980er die Kritik an psychologischer Berufspraxis und an psychotherapeutischen Ansätzen als Anpassungstechnik, Herrschaftswissen und Therapeutisierung im Psychoboom im Vordergrund. Von vielen sich als kritisch verstehenden Psychologinnen und Psychologen wurde die polit-ökonomische Veränderung von Zuständen, die Leiden hervorbringen, der psychotherapeutischen Veränderung von Leiden vorgezogen. Der Schwerpunkt dieser Veranstaltung liegt auf den kritisch-psychologischen Reinterpretationsversuchen der verhaltenstherapeutischen, psychoanalytischen, familientherapeutischen und gesprächstherapeutischen Praxis. Abschließend soll ein Beispiel aus der verhaltenstherapeutischen Praxis zu Diskussion gestellt werden.
Es werden keine besonderen Vorkenntnisse, nur ein Interesse an psychotherapeutischer Praxis vorausgesetzt.