Themenstrang: »Wissenschaft«
Referent_in: Regina Schleicher
Tag/Zeit: Freitag, 19.9.2014, 16:00–18:00 Uhr
Michel Foucault sieht in „Wahnsinn und Gesellschaft“ und seinen Vorlesungen zur Macht der Psychiatrie die Geschichte der Psychologie als Teilaspekt der Etablierung der Disziplinarmacht im 19. Jahrhundert. In Abgrenzung zur Souveränitätsmacht sieht demnach die Disziplinarmacht einen starken Zugriff auf das Individuum und sein Verhalten bis hin zur vollständigen Vereinnahmung vor. Die neue disziplinarische Ordnung sei eine notwendige Voraussetzung der Bildung des medizinischen Wissens und bedinge sowohl das Verhältnis zum „Objekt und [zu] der Objektivität der medizinischen Erkenntnis“ als auch die „therapeutische[n] Operation“. Hiermit etabliere sich ein bestimmtes Modell der „medizinischen Wahrheit“, das in dem genannten Zeitraum im zunehmenden Maße Diskurse aus der Psychiatrie aufnimmt. Die Hauptthesen aus „Wahnsinn und Gesellschaft“ werden einführend dargestellt und an Beispielen erörtert. Dabei werden auch die oben genannten Vorlesungen einbezogen. Daran anknüpfend kann eine Einordnung von Foucaults Beitrag in die Wissenschaftsgeschichtsschreibung der Psychologie insgesamt erfolgen.