Themenstrang: »Einführendes«
Referent_in: Morus Markard
Tag/Zeit: Samstag, 20.9.2014, 10:00–12:00 Uhr
Methodische Grundfragen einer Psychologie vom Standpunkt des Subjekts
Die subjektwissenschaftlichen Methodenvorstellungen der Kritischen Psychologie ergeben sich weniger aus methodischen Orientierungen wie „qualitativ“ / „quantitativ“ als aus den theoretischen Voraussetzungen einer „Psychologie vom Standpunkt des Subjekts“. Was aber soll das heißen? Der übergreifende Gesichtspunkt ist die Theoriesprache: „Begründungsdiskurs“ (der sich, „verborgen“, auch in nomothetischen Theorien und deren Bedingtheitsdiskurs aufweisen lässt). Theorien sollen zur Selbstverständigung der Beteiligten dienen. Dabei gilt: Auch in einer Forschung, die für die Menschen zu sein beansprucht, erfahren wir etwas über sie – bzw. wir erfahren (gegenseitig) etwas über uns. Und: Wir können vorfindliche psychologische Erkenntnisse dabei nutzen (Reinterpretation).
Subjektwissenschaftliche Geltung und Verallgemeinerung bezieht sich auf praktische Lebensvollzüge der Individuen in historisch konkreten Konstellationen (gesellschaftlichen Strukturen), auf das Verhältnis von Handlungsbehinderungen und Handlungsmöglichkeiten – nicht auf Merkmale. Gegenstand der Forschung sind nicht (andere) Menschen als Erkenntnisobjekte, sondern die Welt, wie sie von ihnen erfahren wird (statt dass danach gefragt wird, wie die Welt auf die Individuen wirkt). Die Beteiligten sollen als „Mitforschende“ begriffen werden.
Das alles funktioniert nicht glatt: Hier gilt für die Methode, was Gramsci für emanzipatorische Theorie formulierte: Widersprüche nicht „friedlich zu lösen“, sondern sie auf den Begriff zu bringen. Die Grenzen und Möglichkeiten kritisch-psychologischer Forschung sollen auch an Beispielen erläutert werden.