Druckansicht

Themenstrang: »Praxis«

Referent_in: Sylvia Siegel

Tag/Zeit: Donnerstag, 18.9.2014, 13:30–15:30 Uhr

Kritik und Chancen in der Gestalttherapie und Supervision

Die zentrale Kritik am Unmittelbarkeitsdenken in der Therapie ist, dass sie von der gesellschaftlichen Mitbedingtheit des psychischen Leidens verkürzt. So begrenze sich der Therapeut allein auf das individuell-personale, passe den Patienten wieder an die krankmachenden Lebensumstände an, ohne die wirklichen Ursachen mit in Betracht zu ziehen.

In der Philosophie bezeichnet Unmittelbarkeit den direkten, unverstellten Zugang zwischen dem Subjekt und seinem Gegenüber. Solche Gedankenfiguren boomten mit dem Aufkommen des Bürgertums. Sie waren mit der Bedeutung von Innerlichkeit sowie Gefühlen und den Desideraten der Freiheit und Autonomie verbunden.

Nun ist die (gestalt-) therapeutische Situation weder ein philosophischer noch theoretischer Grundsatzdiskurs, sondern ein Prozess, in dem jemand sich von seinem psychischen Leidensdruck befreien oder ihn zumindest reduzieren will. Daher ist hier die Kernfrage: Wie viel Vermittlungsdenken verträgt der Patient, wie viel Unmittelbarkeitsdenken braucht er? Und wie viel von beidem braucht der Therapeut, um seinem Auftrag zu erfüllen?

Um mehr Klarheit in das Ganze zu bringen, beziehe ich mich auch auf die Supervision. Diese setzt sich bereits in ihren theoretischen Grundlagen mit dem Problem auseinander und man findet hier eine Überschneidungsmenge zum kritisch-psychologischem Denken.

Ferienuni Kritische Psychologie 2014 using Theme Adventure by Eric Schwarz adapted by Stefan Meretz
Entries (RSS) and Comments (RSS).