Themenstrang: »Wissenschaft«
Referent_in: Martin Fries
Tag/Zeit: Samstag, 20.9.2014, 13:30–15:30 Uhr
Emanzipatorisch intendierte Theoretiker*innen streiten seit Jahrzehnten darüber, was denn nun die wirklich emanzipatorische erkenntnistheoretische Grundlage des Denkens sei: der historische Materialismus oder der Poststrukturalismus. Der Gegensatz gründet auf erkenntnistheoretischen Fragen. Daneben gibt es aber auch durchaus Gemeinsamkeiten: Beide Theorien legen ihren Fokus auf die historische Gewordenheit gesellschaftlicher Verhältnisse, ihre praktische Reproduktion und ihre Veränderbarkeit.
Deshalb haben schon viele versucht, beide Theorieströmungen in irgendeiner Weise zusammenzudenken. Lassen sich historisch-materialistische Analysen gesellschaftlicher Verhältnisse auf der einen und Genealogie und Dekonstruktion diskursiver Formationen auf der anderen Seite so vermitteln, dass sie sich wechselseitig ergänzen?
In meinem Vortrag möchte ich ausloten, wie weit dies über die kritisch-psychologische Kategorie der „gesamtgesellschaftlichen Bedeutungsstrukturen“ möglich ist: Ist dies der theoretische Ort, an dem eine dekonstruktive Diskurstheorie innerhalb eines historisch-materialistischen Rahmens ihren Platz fände – oder kann sie darüber hinaus diesen Rahmen auch sprengen oder erweitern? Beispielhaft soll dies an der Frage nach den Geschlechterverhältnissen erläutert werden.